In der Schnupfenzeit ist die Schleimhaut besonders empfindlich–Tipps von HNO-Facharzt OA Dr. Stefan Edlinger
Laut Statistik hatte schon jeder zweite Mensch in Österreich Nasenbluten (Epistaxis). Die Ursachen dafür sind zwar vielfältig, gerade jetzt in der Schnupfenzeit entsteht die Blutung aber hauptsächlich durch eine geplatzte Ader in der Schleimhaut im vorderen Drittel der Nase. Diese Hautschicht reinigt, erwärmt und befeuchtet täglich Tausende Liter Luft. Um das zu ermöglichen, ist sie mit unzähligen feinen Äderchen durchzogen. Gerade bei winterlichem Wetter können die Schleimhäute durch Kälte, aber auch geheizte Raumluft austrocknen und brüchig werden. Dann fehlt oft nur ein grippaler Infekt mit Schnupfen, um eines der kleinen Röhrchen zum Platzen zu bringen.
Daher empfehle ich gleich zur Vorbeugung pflegende bzw. befeuchtende Präparate aus der Apotheke. Wie zum Beispiel Sprays, Spülungen oder bei sehr trockener Schleimhaut auch Salben. Nasenbluten aus dem genannten Grund sieht oft dramatisch aus, ist aber meistens harmlos. In der Regel verkleben sich die Blutgefäße von selbst, die Blutung hört einfach auf. Liegen allerdings weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Gerinnungsstörungen vor oder müssen blutverdünnende Medikamente eingenommen werden, kann die Blutungsdauer deutlich länger sein. In diesem Fall droht beträchtlicher Blutverlust, was ärztliches Eingreifen erfordert.
Die erste Maßnahme zur Selbsthilfe ist altbewährt und wahrscheinlich den meisten ohnedies bekannt: Betroffene sollen sich aufsetzen, nach vorne beugen und die Nasenflügel fest für einige Minuten zusammenpressen. Größere Blutmengen bitte nicht schlucken – das kann zu Übelkeit und Erbrechenführen. Zusätzlich empfehle ich, kalte Kompressen in den Nacken zu legen und den Blutdruck zu kontrollieren. Ist dieser zu hoch, muss er rasch medikamentös gesenkt werden. Auf jeden Fall ist für 12 Stunden Nasenputzen zu vermeiden, um ein neuerliches Aufreißen des Gefäßes zu verhindern. Stoppt diese Vorgangsweise die Blutung nicht, kann ab etwa 15 Minuten ein so starker Blutverlust eintreten, dass ärztliche Hilfe nötig ist. Speziell ausgerüstete Fachärzte können
die beschädigte Ader vielfach mit einer Strompinzette verschorfen. Kommt die Blutung aus einem hinteren Anteil der Nase, lassen sich die Gefäße weder durch Druck abklemmen noch mit der Strompinzette behandeln. Hier kann das Setzen einer Nasentamponade notwendig werden.
Grundsätzlich sollte man bei wiederholtem Nasenbluten nach der Ursache fahnden. Dafür sind HNO – Ärzte zuständig. Die örtlichen Ursachen reichen von Fremdkörpern über Veränderungen der inneren Nasenstruktur (etwa Loch in der Nasenscheidewand) bis in seltenen Fällen zu Tumoren. Das lässt sich rasch abklären. Aber auch systemische Erkrankungen können dafür verantwortlich sein: Neben Bluthochdruck und Gerinnungsstörungen auch Leberleiden, Rheuma, Diabetes oder spezielle Krankheiten des Blutgefäßsystems. Natürlich wird der Arzt auch nach den verordneten Medikamenten fragen. Die Behandlung richtet sich naturgemäß nach der jeweiligen Ursache.
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