Geruchsverlust bei Erkältung – Ursachen, Behandlung und Unterschiede zu COVID-19
Der Verlust des Geruchssinns (Hyposmie genannt) während einer Erkältung oder Infektion der Atemwege ist ein häufiges Symptom, das viele Betroffene stark beeinträchtigt. Besonders seit der Corona-Pandemie hat der Geruchsverlust an Aufmerksamkeit gewonnen, da er auch bei COVID-19 eine zentrale Rolle spielt. Doch welche Ursachen stecken hinter dem Geruchsverlust, wie unterscheidet er sich bei verschiedenen Erregern, und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Dieser Beitrag liefert einen umfassenden Überblick, ergänzt durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.
Warum geht der Geruchssinn bei einer Erkältung verloren?
Der Geruchssinn ist ein komplexer Prozess, bei dem Duftmoleküle durch die Nase zur sogenannten Riechschleimhaut (im oberen Bereich der Nasenhöhle) gelangen. Dort werden sie von spezialisierten Sinneszellen erkannt und über den Riechnerv an das Gehirn weitergeleitet.
Während einer Erkältung entzünden sich die Schleimhäute in der Nase, meist aufgrund einer viralen Infektion wie durch Rhinoviren oder Coronaviren (nicht SARS-CoV-2). Diese Entzündung führt zu einer Schwellung der Nasenschleimhäute und einer vermehrten Schleimproduktion. Die Folge: Duftmoleküle können die Riechzellen nicht mehr erreichen, wodurch der Geruchssinn beeinträchtigt wird.
In seltenen Fällen greifen bestimmte Viren die Riechzellen oder den Riechnerv direkt an, was zu einem stärkeren und länger anhaltenden Geruchsverlust führen kann.
Symptome eines gestörten Geruchssinns
Der Geruchsverlust tritt bei Erkältungen meist schrittweise auf und ist in der Regel mit anderen Symptomen wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen verbunden. Die häufigsten Formen der Beeinträchtigung sind:
- Hyposmie: Eine reduzierte Wahrnehmung von Gerüchen (Gerüche werden schwach oder verzerrt wahrgenommen).
- Anosmie: Ein kompletter Verlust des Geruchssinns (gar keine Wahrnehmung von Gerüchen).
- Parosmie: Eine verzerrte Wahrnehmung, bei der vertraute Gerüche unangenehm oder fremd erscheinen.
- Beeinträchtigter Geschmackssinn: Da Geschmack und Geruch eng miteinander verbunden sind, empfinden viele Betroffene Speisen und Getränke als fade. Mit einem Verlust des Geschmacksinns hat es jedoch direkt nichts zu tun.
Corona vs. andere Erkältungserreger: Unterschiede beim Geruchsverlust
Ein besonderes Merkmal von COVID-19 im Vergleich zu klassischen Erkältungserkrankungen ist der plötzliche und oft vollständige Verlust des Geruchssinns, der oft ohne typische Erkältungssymptome wie Schnupfen oder verstopfte Nase auftritt.
Hier sind die wesentlichen Unterschiede:
COVID-19 (SARS-CoV-2)Wissenschaftliche Erkenntnis: Eine aktuelle Studie (Lechien et al., 2022, Nature Reviews Disease Primers) zeigte, dass SARS-CoV-2 nicht nur die Riechschleimhaut, sondern auch die Unterstützung der Zellen im Riechepithel stört. Dies erklärt, warum der Geruchsverlust bei COVID-19 so abrupt auftreten kann.
Der Geruchsverlust ist häufig abrupt und ausgeprägt.
Er tritt oft ohne Schnupfen oder Nasenverstopfung auf, da SARS-CoV-2 die Riechzellen und das Riechepithel direkt infizieren kann.
Laut Studien erholen sich etwa 80 % der Betroffenen innerhalb von 4–6 Wochen, bei 5–10 % können die Symptome jedoch über Monate bestehen bleiben (Long COVID).
Erkältungsviren (z. B. Rhinoviren, Adenoviren)
Der Geruchsverlust entsteht meist durch mechanische Behinderungen (verstopfte Nase, Schleim) und ist daher weniger abrupt.
Er bessert sich in der Regel mit dem Abklingen der Erkältung nach 7–14 Tagen.
Grippeviren (Influenza)
Ähnlich wie bei Erkältungen kann auch die Grippe den Geruchssinn beeinträchtigen, meist durch Schleimhautschwellungen.
Der Geruchsverlust ist in der Regel milder und weniger häufig als bei COVID-19.
Aktuelle Daten zu Geruchsverlust
Regeneration des Geruchssinns:
Eine Untersuchung der Universität Wien (2023) ergab, dass sich der Geruchssinn bei den meisten Patienten mit viralen Infekten innerhalb von zwei bis vier Wochen von selbst erholt. Ein gezieltes Geruchstraining kann die Regeneration beschleunigen.
Langzeitfolgen bei COVID-19:
Studien zeigen, dass ein kleiner Prozentsatz der COVID-19-Patienten auch nach einem Jahr noch unter einem beeinträchtigten Geruchssinn leidet. Forscher arbeiten an neuen Therapien, darunter Vitamin-A-Tropfen und Riechzellen-Stimulationen.
Geruchstraining:
Eine Metaanalyse (Hummel et al., 2021) hat bestätigt, dass ein regelmäßiges Geruchstraining mit ätherischen Ölen (z. B. Rosen-, Zitronen- oder Eukalyptusöl) die Wiederherstellung des Geruchssinns signifikant verbessern kann. Dieses Training fördert die Regeneration der Riechzellen und Nervenbahnen.
Behandlung: Was hilft bei Geruchsverlust?
Die folgenden Maßnahmen haben sich als effektiv erwiesen, um den Geruchssinn bei Erkältungen oder anderen Infektionen wiederherzustellen:
Nasenspülungen
Regelmäßige Spülungen mit Kochsalzlösung befreien die Nasenwege und entfernen entzündliche Sekrete. Dies verbessert die Durchblutung der Schleimhäute und erleichtert die Wahrnehmung von Gerüchen.
Abschwellende Nasensprays
Diese können kurzfristig angewendet werden, um die Schleimhäute abzuschwellen und die Nasenatmung zu verbessern. Vorsicht: Nicht länger als 5–7 Tage verwenden, um eine Abhängigkeit zu vermeiden.
Geruchstraining
Ein gezieltes Training mit starken Düften wie Zitrusfrüchten, Eukalyptus, Rose oder Minze hat sich als effektive Methode erwiesen. Dies kann die Regeneration der Riechzellen unterstützen.
Inhalationen
Das Inhalieren von Wasserdampf (mit oder ohne ätherische Öle) kann die Nasenschleimhäute befeuchten und Schleim lösen, wodurch Duftmoleküle wieder besser zu den Riechzellen gelangen.
Geruchsverlust: Geduld und gezielte Maßnahmen
Ein Geruchsverlust bei Erkältungen ist meist vorübergehend und bessert sich mit dem Abklingen der Infektion. Gezielte Maßnahmen wie Nasenspülungen, Geruchstraining und abschwellende Sprays können die Genesung unterstützen. Bei länger anhaltendem Geruchsverlust oder atypischen Symptomen ist es ratsam, einen HNO-Arzt aufzusuchen, um mögliche Komplikationen auszuschließen.
Besonders nach einer COVID-19-Infektion kann der Geruchssinn länger beeinträchtigt sein. Hier helfen aktuelle Behandlungsansätze wie Geruchstraining oder spezifische Therapien. Wissenschaftliche Studien unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen und gezielten Therapie, um die vollständige Regeneration des Geruchssinns zu fördern.
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