Allergie: Nase & Haut

Veröffentlicht: 24.09.2020
Aktualisiert: 07.06.2024
Lesezeit: 3 min

Zwei Fachärzte berichten über Neues und Wissenswertes aus ihren Spezialbereichen

Allergien haben das ganze Jahr Saison. Allerdings werden sie oft nicht rechtzeitig erkannt und/oder nicht ausreichend behandelt. Wir haben den HNO-Facharzt Dr. Stefan Edlinger und den Dermatologen Prim. Dr. Daniel Blagojevic um einen aktuellen Überblick in ihren Spezialbereichen zum Thema Allergie gebeten.


Dr. Stefan Edlinger: „In Österreich werden die Gesamtkosten (Diagnostik, Therapie, Arbeitsausfall etc.) durch Allergien auf jährlich 1,5 Milliarden Euro geschätzt, in der EU auf 151 Milliarden. Es besteht also Handlungsbedarf.

Nun wieder Leidenszeit

Derzeit grassiert wieder stark die allergische Rhinitis. Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind von den typischen Symptomen betroffen: Rinnende Nase, Juckreiz, Niesattacken, behinderte Nasenatmung. Begleiterscheinungen sind oft entzündete Augen und allgemeines Krankheitsgefühl. Weiters kann es zu einer generellen Überempfindlichkeit der Nasenschleimhaut auch auf Reize wie Rauch, Umweltgifte oder Temperaturschwankungen kommen. Als häufigste Auslöser gelten Pollen, Katzenhaare und Hausstaubmilben. Pollenallergien treten saisonal auf, Reaktionen auf Milben, Schimmelpilz oder Tierhaare ganzjährig. Das Fatale am nicht genügend behandelten „Heuschnupfen“ ist das dreifach erhöhte Risiko für Asthma!


Unverzichtbar für die Diagnose ist die Befragung (Anamnese) der Patienten. Von großer Bedeutung sind Informationen über Familie und Beruf. Wichtige Fragen betreffen zudem Dauer und Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerden, Anzahl der Niesreize, Ausmaß des Juckreizes, Nasenatmung und das Vorliegen einer Augenbeteiligung (Konjunktivitis). Bei ausreichendem Verdacht werden ein Hauttest (Skin Prick) sowie Laboruntersuchungen (PRIST und RAST) durchgeführt. Wer bereits ein Medikament nimmt, sollte drei Tage vor den Tests damit pausieren. Wenn mindestens zwei typische Symptome und ein positives Ergebnis der Tests vorliegen, gilt die Diagnose als gesichert. Bei negativem Test, aber auffälliger Anamnese können sogenannte Provokationstests notwendig werden. Die derzeit gültigen, internationalen Therapie-Richtlinien sehen ein Stufenschema entsprechend dem Schweregrad vor.


Bei leichterem Verlauf werden rasch wirksame Kombinationspräparate empfohlen: Kortison wird gemeinsam mit einem Antihistaminikum in die Nase gesprüht. Wer mit einem Antihistaminikum zum Schlucken alleine zurechtkommt, sollte an der Behandlung nichts ändern. Für saisonale und schwerergradige Beschwerden stehen spezielle Immuntherapien („Allergieimpfung“) zur Verfügung. Wirkungsvollste Maßnahme bleibt freilich die Vermeidung des auslösenden Stoffes (Allergen).“ Dr. Daniel Blagojevic: „Aus der Sicht des Hautfacharztes gibt es gute und weniger gute Nachrichten. Eine gute: Im Zusammenhang mit Kontaktekzemen sind Konservierungsmittelallergien (Kosmetika!) zumindest leicht im Rückgang. Der Grund dafür ist, dass der Dachverband europäischer Kosmetikhersteller die Reduktion eines bestimmten Konservierungsmittels empfahl. Leider steigen dafür die allergischen Reaktionen auf andere Mittel an.

Das freut Tierfreunde!

Was Tierfreunde sehr freuen wird: Laut neuen statistischen Daten besteht ein angenehmer Zusammenhang zwischen Hunden im Haushalt und Allergie – Entstehung! Die Hundehaltung dürfte sich positiv auswirken – je mehr Hunde in der Familie, desto seltener Allergien bei Kindern. Ausnahme ist natürlich eine bestehende Hundeallergie. Schlechte Botschaften sind hingegen verstärkte Hautreaktionen auf neue, mittlerweile auch bei uns heimische Stechmückenarten (etwa Tigermücke) sowie die Überempfindlichkeit auf die Haare der Raupe des Eichenprozessionsspinners. Durch die Zunahme der Verwendung von „Super Foods“ wie beispielsweise Chia Samen, treten auch hier bereits Allergien auf. Weiters beobachten wir ein Ansteigen von Beschwerden nach der Einnahme von Medikamenten. Zahlreiche Fälle entpuppen sich dann allerdings als Nebenwirkungen, die mit einer Allergie nichts zu tun haben. Für die Behandlung steht seit vorigem Jahr ein neuer Wirkstoff zur Verfügung. Er bewährt sich bei schwerer, bisher nicht beherrschbarer atopischer Dermatitis (Neurodermitis). Derzeit läuft ein erfolgversprechender Versuch mit einem weiteren Präparat.“

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