Die ersten kalten und feuchten Herbsttage sowie trockene Heizungsluft in den Innenräumen sorgen dafür, dass sich Schimmelpilz- und Hausstauballergene besonders stark verbreiten. Doch auch bestimmte Pflanzen, wie Ragweed, haben im Spätsommer und Herbst Hochsaison.
Ragweed (auch „Ambrosia“ oder „Traubenkraut“ genannt) kam im 19. Jahrhundert aus Nordamerika zu uns und breitet sich seither aus. Durch die ständig fortschreitende Klimaerwärmung ist mit einer weiteren Verbreitung zu rechnen. Schon niedrige Pollenkonzentrationen können ausreichen, um starke Beschwerden auszulösen. Durch die späte Blütezeit (Juli–Oktober) wird die Pollensaison durch Ragweed um zwei Monate in den Herbst verlängert.
„Es ist wichtig, eine bereits bestehende Allergietherapie vor einer Testung zu pausieren.“
Durch trockene Luft zu Beginn der Heizperiode sterben viele Hausstaubmilben ab, und ihre Körper zerfallen. Dabei setzen sie besonders viele Allergene frei und verursachen erkältungsähnliche Symptome. Um diesen Symptomen vorzubeugen, sollten Hausstauballergiker einige sinnvolle Maßnahmen wie etwa regelmäßiges Lüften, Staubwischen, keine Polstermöbel oder Teppiche, oder etwa Verwendung von Matratzen-Encasings ergreifen. Schimmelpilzsporen sind nicht nur in Innenräumen, sondern überall vorhanden. Im Spätsommer und Herbst finden sich in der Außenluft die höchsten Konzentrationen, denn zwischen 20 und 25 °C fühlen sie sich besonders wohl. Die typischen Beschwerden werden dabei durch Pilzsporen oder Myzelfragmente ausgelöst. Bei einer Allergie auf Schimmelpilze sind in der Regel Sofortreaktionen (Typ-I-Allergie), aber auch zeitlich versetzte Verläufe (Typ-III und Typ-IV-Allergie) zu finden. Auf das Laubrechen im Herbst sollten Allergiker besser verzichten – dabei werden die Pilzsporen in hoher Konzentration aufgewirbelt und gelangen in die Atemwege.
Allergie vs. Erkältung
Viele Menschen verwechseln in diesen Wochen eine Allergie mit einer Erkältung. Bei der allergischen Rhinitis zeigt sich oft ein plötzlicher Beginn. So kann etwa bei Betreten eines Raumes (vermehrte Staub-Schimmelpilz-Belastung) oder bei Verlassen des Hauses die Nase ohne Vorwarnung zu rinnen beginnen, verstopft sein oder ein Hustenreiz auftreten. Neben dem vorwiegend wässrigen Nasensekret sind für die Allergie auch tränende Augen, Niesanfälle, Jucken in Nase, Augen und am Gaumen, eine verstopfte Nase, Hautekzeme, Asthma, Husten und Verdauungsprobleme typisch. Grundlegend für die Diagnostik ist eine Anamnese. Bei Bedarf kann ein „Allergie Tagebuch“ hilfreich sein. Bei einer positiven Anamnese sollten ein Hauttest (Skin Prick-Test) sowie bei Bedarf ein laborchemischer PRIST- und RAST-Test durchgeführt werden. Es ist wichtig, eine bereits bestehende Allergietherapie vor einer Testung zu pausieren. Aktuelle Therapieempfehlungen werden regelmäßig durch die ARIA (Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma) herausgegeben. An erster Stelle steht die Allergenkarenz. Die aktuelle Pollen- und Schimmelpilzbelastung kann unter www. pollenwarndienst.at eingesehen werden. Für die symptomatische Therapie werden einfach anzuwendende, rasch wirksame und effektive Präparate empfohlen. Dazu gehören Antihistaminika der 3. Generation (Desloratadin, Levocetirizin, Fexofenadin). Bei Beschwerdepersistenz sollte an Kombinationspräparate aus einem topischen Kortikosteroid und einem topischen Antihistaminikum (z. B. MPAzeFlu) gedacht werden. Für saisonale und schwergradige, intermittierende Beschwerden kann eine subkutane spezifische Immuntherapie (SCIT) oder eine sublinguale spezifische Immuntherapie (SLIT) zusätzlich zu einer symptomatischen Therapie empfohlen werden.
Wissenswertes für die Praxis
- Allergien haben das ganze Jahr Saison.
- Nicht jede Rhinitis im Herbst ist durch Erreger verursacht.
- Allergenkarenz und Allergensanierung sind essenzielle Pfeiler der Allergietherapie.
- Bei Einleitung einer spezifischen Immuntherapie ist an die symptomatische Begleittherapie zu denken
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